Bei Erd- und Leitungsarbeiten für das Fernwärmenetz der swa Netze GmbH wurde im Oktober 2021 im Wolfsgäßchen etwa 90 Zentimeter unterhalb der Asphaltoberkante ein kostbares Bronzeobjekt gefunden. Es handelt sich um einen bronzenen Hahn mit Wirbeln – einen sogenannten Wasserschieber - aus dem historischen Holzdeichel-Wassersystem. Zum Internationalen Weltwassertag übergab Dr. Franz Otillinger, Geschäftsbereichsleiter der Stadtwerke Augsburg Wasser GmbH, den wertvollen Wasserschieber in Anwesenheit von Jürgen K. Enninger, Referent für Kultur, Welterbe und Sport, an Dr. Christoph Emmendörffer, den Leiter des Maximilianmuseums.
Armatur aus dem 18. Jahrhundert
Die Armatur stammt höchstwahrscheinlich aus der Zeit des berühmten Augsburger Stadtbrunnenmeisters Caspar Walter, der 1741 bis 1769 im Amt war. Der Bronzehahn war zur damaligen Zeit ein wichtiges technisches Teil zur Regelung des hochkomplexen Augsburger Wassermanagement-Systems. Wegen ihres Materialwertes wurden diese Armaturen nach Nutzungsende meist wieder eingeschmolzen. Der Fund hat deshalb Seltenheitswert. „Mein Dank gilt den Stadtwerken und allen Beteiligten, die dieses wichtige Zeugnis des historischen Wassermanagement-Systems Augsburgs so umsichtig geborgen haben. Besonders schön ist, dass der Wasserschieber als Teil der Dauerausstellung im Maximilianmuseum nun auch allen Interessierten zugänglich sein wird.“, so Jürgen K. Enninger, Referent für Kultur, Welterbe und Sport.
Fund bei Leitungsverlegung der Stadtwerke
„Ich finde den Fund des historischen Wasserschiebers sensationell, weil es amüsant ist, dass just bei einer Baustelle der swa – also dem heutigen Wasserversorger von Augsburg – dieser ganz besondere Schieber der historischen Wasserversorgung aufgefunden wurde.“, so Dr. Franz Otillinger, Geschäftsbereichsleiter der Stadtwerke Augsburg Wasser GmbH. Das 30 Kilogramm schwere Objekt wurde unter Beteiligung der Stadtarchäologie Augsburg geborgen.
Reichsstädtisches Wassersystem hochkomplex
Augsburgs weit verzweigtes, unterflur verlegtes Wasserleitungsnetz aus reichsstädtischer Zeit war ein hochkomplexes System. Es bestand aus Holzrohren (Deicheln) und sogenannten Teilungen oder „Hahnen“. Während die Deicheln durch eiserne Muffen miteinander verbunden waren, bestanden die „Hahnen“ und Verschlüsse (sog. Wirbel) aus kostbarer Bronze. Diese Armaturen waren für die Wasserversorgung unentbehrlich, da mit ihnen das Wasser gedrosselt oder Leitungen ganz verschlossen werden konnten. Zur leichteren Wartung waren sie in gemauerten Schächten untergebracht, die mit Deckeln aus Eichenholz abgedeckt waren. Damit diese auch im Winter unter der Schneedecke auffindbar waren, wurden die Standorte der Schächte mit roten Punkten an den benachbarten Hauswänden markiert.
Technik aus Holl’s Gießhaus
„Die Armaturen wurden in dem von Elias Holl 1601 erbauten städtischen Gießhaus am Katzenstadel gegossen. Wegen ihres hohen Materialwerts wurden die Buntmetallobjekte wiederverwendet und nach Ende ihrer Nutzung eingeschmolzen. Sie lockten aber auch schon damals Materialdiebe an, die durch ihre Entwendung großen Schaden für Menschen und Tiere anrichten konnten“, weiß Dr. Christoph Emmendörffer, Leiter des Maximilianmuseums.
Foto: swa/Thomas Hosemann